Dissertation zum Thema: Journalistische Autonomie auf Plattformen

Das Thema der Dissertation von Vanessa Kokoschka lautet: Journalistische Autonomie auf Plattformen. Eine Untersuchung zum Einfluss von Empfehlungssystemen auf redaktionelle Entscheidungen im Klimajournalismus.

Sie befasst sich mit folgenden Problemen:

Die Klimakrise ist eine systemische Herausforderung, die zu einer gesellschaftlichen Transformation
führen wird. Um die Menschen zu klimafreundlichem Handeln zu befähigen, kommt dem Klima-
journalismus als Informationsanbieter eine entscheidende Rolle zu, den Prozess der nachhaltigen
Entwicklung kommunikativ zu begleiten (vgl. Bonfadelli/Schäfer 2017: 317).

Gleichzeitig verändern Plattformen wie soziale Netzwerke und Streaming-Dienste das Mediennutzungsverhalten. Vor allem Rezipienten unter 30 Jahren konsumieren Inhalte überwiegend nicht-linear (vgl. Koch 2022). Um dieses Publikum journalistisch zu erreichen, sind Plattformen ein unverzichtbarer
Bestandteil der Digitalstrategie von Redaktionen. In der Folge sind klimajournalistische Formate
entstanden, die ausschließlich für und auf digitalen Plattformen produziert, verbreitet und rezipiert
werden.

Diese Entwicklung kann zu einem potenziellen Konflikt zwischen redaktioneller Logik (Orientierung an Nachrichtenwerten, Ausgewogenheit der Berichterstattung, journalistische Unabhängigkeit) und den computergestützten Auswertungen der Plattformen führen (siehe Hanusch 2016; siehe Eichler 2022).

 

Ziel

Die übergeordnete Forschungsfrage lautet:

RQ1: Welchen Einfluss haben die von Plattformen eingesetzten Metriken auf redaktionelle
Entscheidungen im Klimajournalismus?

Daraus ergeben sich drei weitere Unterfragen:

RQ1.1: Wie werden klimajournalistische Inhalte für die Produktion und Verbreitung auf Plattformen angepasst?

RQ1.2: Welche Rolle spielen inhaltsbasierte und kollaborative Empfehlungssysteme in der
journalistischen Praxis?

RQ1.3: Wie gehen Redaktionen mit dem Konflikt zwischen ihrer journalistischen Autonomie und der Anpassung an algorithmische Logik um?

Aktivitäten

Im Rahmen der Dissertation wird mit einem Mixed-Method-Ansatz (Inhaltsanalyse,
Leitfadeninterviews und Redaktionsbeobachtungen) das Spannungsverhältnis zwischen der
journalistischen Autonomie und den algorithmischen Interessensberechnungen erforscht und die entscheidungsrelevanten Kriterien in der Beitragsproduktion für Plattformen beleuchtet.

Ergebnisse

In wissenschaftlicher Hinsicht will die Dissertation:

● Die Merkmale einer Plattformisierung identifizieren und nachvollziehen;

● Die Rolle der algorithmisch berechneten Metriken in der journalistischen Relevanzbestimmung und ihr Einfluss in Redaktionsunterscheidungen untersuchen;

● Die Gestaltung des Verhältnisses zwischen Plattformen und Redaktionen beleuchten mit Hinblick auf die Wahrung der journalistischen Autonomie erforschen.

 

Die Ergebnisse der Dissertation sollen in die Praxis transferiert werden, um

● Strukturen und Optimierungsansätze der Plattformisierung von klimajournalistischen Formaten aufzuzeigen sowie ihre Rückwirkung auf die redaktionelle Organisation und Autonomie zu
analysieren;

● Eine Diskussion über den Umgang mit interessenbasierten Metriken im Nachrichtengeschäft
anzustoßen;

● Einen Leitfaden zu konzipieren, der medienethische und –rechtliche Grundsätze im Umgang mit Metriken beinhaltet und als Handlungsempfehlungen zur strategischen Ausrichtung in Redaktionen dienen kann;

● Das Problembewusstsein und die Digitalkompetenzen von Journalisten im Umgang mit Plattformen zu fördern.

Highlights

Die Dissertation verbindet zwei Profilfelder der Hochschule Darmstadt (Nachhaltigkeit und
Digitalisierung) miteinander, die zugleich als Megathemen auch gesellschaftlich diskutiert werden. Die Ergebnisse der Dissertation beleuchten die Auswirkungen der digitalen Macht von Plattformen auf das Informations- und Mediennutzungsverhalten von Rezipienten sowie auf redaktionelle Produktions- und Distributionsstrategien. Die Dissertation liefert somit relevante Ergebnisse zur
Plattformisierung des Journalismus und der Herstellung einer demokratischen Öffentlichkeit im digitalen Raum.

Projektdaten

Status: laufend

Fördergeber: Promotionszentrum für Nachhaltigkeitswissenschaften

Beteiligte: Prof. Dr. Lars Rademacher und Prof. Dr. Kawa Nazemi

Projektinformationen

Förderung und Dauer:September 2022 bis Juni 2026

Projektleitung: Vanessa Kokoschka