Er hat als Pionier bereits früh Nachhaltigkeit in der Lehre an der Hochschule Darmstadt thematisiert. Bei „Grüner-Journalismus.de“ handelt es sich um ein Portal für Journalismus und
Nachhaltigkeit. Dabei gibt es drei Schwerpunkte: Die Plattform dient als Forum für Nachwuchsjournalisten, die hier ihre umwelt- und klimajournalistischen Beiträge veröffentlichen – aus dem Studiengang Onlinejournalismus der h_da, aber auch von anderen Hochschulen.
Neben Gastbeiträge n und Interviews mit Journalisten, Forschern und Lehrenden sind Recherche-
hilfen und Adressen ein weiterer Schwerpunkt von GJ. Leiter des Projekts Prof. Dr. Torsten Schäfer beantwortet nun einige Fragen:
Was lief gut in den vergangenen Jahren? An was möchten Sie künftig weiterarbeiten?
Besonders gut funktioniert die Vernetzung mit der Lehre. Die Plattform dient nämlich vor allem als Ausbildungsplattform. Aktuell wird GJ dabei vorwiegend von h_da-Studierenden des BA
Onlinejournalismus und des Masterstudiengangs Media, Technology and Society genutzt, jedoch auch von Studierenden der bundesweiten Kooperationspartner. Ermöglicht hat all das die Stiftung „Forum für Verantwortung“. Sie hat seit 2013 immer wieder einzelne Projekte von uns finanziell unterstützt. Mittlerweile kann die Plattform durch die Verknüpfung mit der Lehre unabhängig von Förderungen arbeiten und bestehen. Weiterarbeiten möchten wir an der Optik und Technik der Website und dem Social Media Auftritt. Dazu werden weitere Ressourcen benötigt und Mittel in diesem Jahr beantragt.
Wie viele Artikel wurden bereits veröffentlicht während der zehn Jahre?
Mittlerweile haben wir auf GJ über 600 Beiträge-, darunter Blog und Fachartikel veröffentlicht.
Gab es erkennbare Trends?
Ja, die Dimension des Klimawandels ist in den letzten Jahren deutlich wichtiger geworden. Ebenso wurde das Artensterben häufig thematisiert, das aber immer noch viel zu wenig – wir betrachten beides bei GJ gleichranging und versuchen, zu Klimanotstand und Artenschutz neue Formate und Lehrwege zu entwickeln, beispielsweise durch Exkursionen, Schreibwerkstätten draußen und entsprechende Kursangeboten innerhalb der Lehre.
Was war ihr größter Meilenstein?
Der Anfang – und nun zehn Jahre, der ganze Bogen. Und dass wir eben auch lange Phasen ohne Mittel und kaum Personal überbrücken konnten - und uns nun unabhängig von Förderern organisieren. Das geht, weil unser Netzwerk so stark gewachsen ist, und wir viele Dinge mit Partnern machen. Und es läuft neben dem Hauptpfeiler der Lehre vor allem mit unserer intrinsischen Motivation. Wir haben
unser Profil so über die Jahre geschärft und kennen unsere Stärken und Schwächen. Somit können wir dauerhaft im Regelbetrieb bestehen und neue Formate wie die „grüne Minute“ einführen.
Ein weiterer Meilenstein war unsere Publikation Grüne Worte - Was MedienmacherInnen über Nachhaltigkeit denken. Dieser Band enthält Texte und Gespräche aus fünf Jahren Grüner-Journalismus und wurde im Jahr 2020 publiziert. Außerdem erhielt ich im Jahr 2019 den Forschungspreis der Hochschule Darmstadt in der Kategorie öffentliche Wirkung dezidiert aufgrund dieses Projekts.
Welches Thema oder welcher Artikel ist Ihnen bis heute im Gedächtnis geblieben?
Die langen Recherchedossiers der Anfangszeit sind mir besonders stark im Gedächtnis geblieben. Darunter das beispielsweise das Klima Dossier von Bernhard Pötter (damals taz) und Peter Seegers und Lena Kaspers Dossier zur Mobilität.
In Erinnerung bleiben ebenso die tollen Lehrredaktionen der Studierenden der letzten Semester.
Beispielsweise Wandelmut- narrative der Zukunft,Journalismus in der Natur, Terabyte zur
Digitalisierung und Nachhaltigkeit und viele mehr. Auch die Lehrredaktion zum Thema Europa war sehr interessant. Nachhaltigkeit beinhaltet für uns ebenso soziale Aspekte wie Gerechtigkeit und
Frieden.
Was war ihr schönster Erfolgsmoment?
Als das Portal online gegangen ist, das war ein großer Moment für mich. Aber auch während des Lehrbetriebs zu sehen, wie Studierende ihre Inhalte gestalten und veröffentlichen, ist jedes Mal ein Erfolgserlebnis. Der Austausch auf Exkursionen gehört für mich zu den schönsten Momenten im Alltagsbetrieb. Ein weiterer Erfolgsmoment war, als es der grüne Journalismus 2021 erstmals auf die Shortlist des Klimakommunikationspreises der K3 Konferenz geschafft hat. Dieses Jahr war das Projekt bereits zum zweiten Mal unter den besten 22 Einreichungen von über 140 Teilnehmern. Darauf sind wir stolz. Höhepunkte sind außerdem die persönlichen Treffen des Redaktionsteams, Exkursionen mit Studierenden sowie alle weiteren Zusammenkünfte mit Mitwirkenden.
Welche Visionen haben sie für die Zukunft?
Wir wollen so weitermachen, wie wir bisher als Medium aufgestellt sind. Als Lehrmedium wollen wir weiterhin präsent sein und weiter neue Formate entwickeln. Dabei möchten wir auch in Zukunft
experimentell arbeiten und neue Textformen in der Lehre üben. Und wir hoffen auf weitere
spannende Exkursionen in der Zukunft.
Was möchten sie jungen anstrebenden Journalist*innen mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass die Studierenden gleichsam kritisch wie hoffnungsvoll bleiben. Sie sollen
Nachhaltigkeit als Sphäre medialer und gesellschaftlicher Werte begreifen und unabhängig sowie
engagiert Themen in dieser Wertesphäre setzen, recherchieren und dabei auch den systemischen
Fragen mit Mut nachgehen - wie wir anders und erdgerecht wirtschaften, wie wir eine Haltung
entwickeln, in der Mensch und Natur kein Gegensatzpaar sind. Und wie wir eine konstruktive Technikkritik bezüglich etwa sogenannter KI aufbauen, die dem Fetisch, um dem wir da alle gerade tanzen, Grenzen setzt. Das ist nötig, um Grundlagen des Menschseins und der menschengemachten Arbeit zu erhalten Autorenschaft Originalität und Kreativität. Sensitivität für und in der realen Welt.
Lebenspraxis mit allen Sinnen. Erdung und Echtheit. Schrift und Lektüre als Jahrtausende alte Kulturpraxis.