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Transmediales Storytelling der Zukunft - Prof. Georg Struck im Porträt
Prof. Georg Struck ist Studiengangsleiter des internationalen Masterprogramms
Expanded Media und lehrt in diesem Rahmen insbesondere das Storytelling.
Sein Fokus liegt dabei auf transmedialem Storytelling, das über rein digitale Medien hinausgeht und in physischen Umgebungen wie Escape Rooms oder Bühnenauf-
tritten integriert wird.
Diese Form der narrativen Inszenierung, die sowohl online als auch physisch erlebbar sind, kann auch Interaktionen mit realen Personen umfassen. So betont
Prof. Struck, dass „in der Medienlandschaft der Zukunft das persönliche Erlebnis zunehmend im Mittelpunkt stehen wird.“
Wegbereiter:innen und Kooperationen
Prof. Struck berichtet, dass sein Einstieg in diesen Forschungsbereich durch eine besondere Partnerschaft geprägt wurde. Als 2003 aufgrundder Rezession viele Filmprojekte auf Eis gelegt wurden, begann er, sich intensiv für die Forschung im Bereich Augmented und Virtual Reality zu interessieren, die damals am MIT eine bedeutende Rolle spielte.
Überraschenderweise stieß er dabei auf eine Pionierarbeit der deutschen Forscherin Ulrike Spierling, die am ZGDV
(Zentrum für grafische Datenverarbeitung) bahnbrechende Fortschritte in diesem Bereich erzielte. Obwohl das ZGDV
heute nicht mehr existiert, spielte Spierlings Arbeit eine zentrale Rolle in der Weiterentwicklung dieser Technologien.
Auf einer Konferenz hatte Prof. Struck die Gelegenheit, Frau Spierling persönlich zu treffen, was ihm die Möglichkeit eröffnete, an weiteren Forschungsprojekten im Bereich Augmented Reality und Interactive Storytelling mitzuwirken. Eines dieser Projekte erprobte ein neues immersives Soundsystems (IOSONO), ein anderes entwickelte eine Augmented Reality Experience im Freiluftmuseum Römerkastell Saalburg eingesetzt wurde. Prof. Strucksagt über diese Phase seiner Karriere: „Das Gefühl, Neuland zu betreten und Lösungen zu finden, die in der Zukunft eine Rolle spielen könnten, war prägend.“
Die Zusammenarbeit mit Prof. Ulrike Spierling, inzwischen Professorin für Rich Media Design an der Hochschule RheinMain, erwies sich für Prof. Struck als wegweisend. Er betont, dass diese Kollaboration einen bedeutenden Einfluss auf seine berufliche Entwicklung hatte und entscheidend dazu beigetragen hat, dass er sich in seiner heutigen Position
befindet.
Guardians of Naxos
Seit Oktober 2022 leitet Prof. Struck das Projekt „Guardians of Naxos“, bei dem Studierende eine innovative, interaktive Führung entwickelt haben. Diese „guided tours“ ermöglichen es Touristen, die Geschichte der Insel Naxos mit Hilfe von Augmented Reality (AR) und immersiven Soundwalks hautnah zu erleben. Dieses Projekt verbindet historische Rekonstruktion mit modernster Medientechnologie, um ein immersives, edukatives Erlebnis zu schaffen.
Die kostenlos angebotenen Führungen zielen darauf ab, eine persönliche Bindung zur Insel Naxos aufzubauen und sowohl bei den Einheimischen als auch den Besucher*innen ein gesteigertes Bewusstsein für den historischen und ökologischen Wert der Insel zu schaffen. Sie tragen dazu bei, das kulturelle Erbe der Vorfahren sichtbar zu machen und gleichzeitig die aktuellen Herausforderungen des wachsenden Massentourismus zu verdeutlichen.
Das Team um Prof. Struck hofft, dass diese persönlichen Erlebnisse die Teilnehmenden dazu anregen, sich aktiv für den Schutz der Insel vor den Auswirkungen des Massentourismus einzusetzen.
Die Motivation von Prof. Struck für Projekte wie „Guardians of Naxos“ liegt in der Erforschung medialer Formate, die über den passiven Medienkonsum hinausgehen. Er betont: „Immersive und interaktive Medienerlebnisse sprechen die Teilnehmenden direkt als soziale Wesen an, werden Teil ihrer persönlichen Biografie und prägen somit auch ihr Handeln.“ Mediale Erlebnisse haben somit das Potenzial, nicht nur Informationen zu vermitteln oder zu unterhalten, sondern auch gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Veränderungen zu initiieren.
Dies zeigt sich exemplarisch im Projekt von Prof. Struck, das verdeutlicht, wie „wir als Medienschaffende eine Rolle in den notwendigen Transformationsprozessen unserer Zeit spielen können – insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Entwicklungen.“
Prof. Struck reflektiert über prägende Erkenntnisse aus seiner Forschungsarbeit und betont dabei die Bedeutung der praktischen Erfahrungen für die Studierenden, die am Projekt „Guardians of Naxos“ beteiligt waren. Ein zentraler Aspekt war für die Studierenden die Erfahrung, dass die Inselbewohner*innen sie als ernsthafte Partner bei der Lösung realer Probleme wahrnahmen.
Darüber hinaus hebt Prof. Struck hervor, dass die Einführung neuer Technologien die Rolle und Verantwortung von Medienschaffenden tiefgreifend verändert. Es wird zunehmend klar, dass alle Medienschaffende eine besondere Verantwortung für die Zukunft tragen, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die neuen Technologien in totalitären Gesellschaftssystemen zur Steuerung von Verhalten eingesetzt werden könnten.
Die Hochschule Darmstadt als bundeweiter Media Lab
Daher sei es für Medienschaffende unerlässlich, stets auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklungen zu bleiben und sich mit zukunftsweisenden Technologien wie z.B. generativer Künstlicher Intelligenz, „Affective Computing“ und dem „Internet of Things“ auseinanderzusetzen.
Prof. Struck betont, dass die Hochschule Darmstadt hierfür einen besonders geeigneten Rahmen bietet: „Die h_da ist in meinen Augen das Media Lab Deutschlands und kann im Rahmen des EUT+ Projekts diese Rolle vielleicht auch europaweit einnehmen.“ Diese besondere Verbindung technischer und kreativer Forschung an der h_da ermögliche es, aktiv die Zukunft mitzugestalten.
Prof. Struck hebt hervor, dass die aktuelle Zeit eine besonders spannende Phase für die Forschung in diesem Bereich darstellt, da sie es ermöglicht, Pionierarbeit für die kommenden Jahrzehnte zu leisten. Er ermutigt junge Wissenschaftler*innen, sich als Erfinder*innen zu verstehen und bewusst nach ungelösten Problemen außerhalb des bestehenden Status quo zu suchen.
Zentrumssprecher
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