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Teilnehmende des Workshops "Stillstand, Langeweile, Müßiggang", 20.-22.03.2024

Seitenblick: Thinktank „Stillstand, Langeweile, Müßiggang“

Ende März sind Werner Stork, Janis Nold und Johanna Möbius aus dem DA_RuN-Projektteam mit einer bunten Mischung weiterer Denker:innen für anderthalb Tage im Harz zusammengekommen.

Der Einladung unter dem Titel „Pause und Entspannung als Kreativmotoren und Voraussetzungen für Fortschritt“ sind insgesamt 14 Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen gefolgt (darunter auch die Projektpartner Toby Schenck von der schenck.de AG und der Achtsamkeitstrainer Helmut Aatz). Die Idee, im Rahmen dieses Thinktanks einen Raum mit offenem Ausgang zu schaffen, ist zwischen den Stadtwerken Bremen (swb) und Werner Stork (Hochschule Darmstadt) entstanden. Ausgangspunkt war die Frage, inwiefern manchmal die Motoren für Veränderung, Kreativität und Innovation nicht eher darin liegen weniger oder gar nichts zu tun, Sachen sein zu lassen und Pausen, Unterbrechung, Langeweile und Stillstand zuzulassen. In unserer heutigen schnelllebigen Arbeitswelt ist eine solche Perspektive auf Unternehmensentwicklung selten hoffähig. So stellte sich uns die Frage, wie wir diese Themen auf eine Weise zur Sprache bringen können, dass sich Unternehmer:innen mit ihnen beschäftigen und es sich selbst und ihren Teamleitenden zur Führungsaufgabe machen sie zu fördern. Können Themen wie Entschleunigung und Pausen gleichzeitig zu einem wirtschaftlichen Prinzip und zu einem Bewusstseinsthema werden?

Mit den anderen Teilnehmenden diskutieren wir, warum wir eine solche Angst vor Stillstand haben. Liegt es an der Angst vor dem Kontrollverlust, wenn die Welt sich um uns herum weiterdreht? Aber liegt nicht auch Potential in einer Unterbrechung, die eine Atempause, ein Innehalten und damit Ausgangspunkt für einen De- und Neukonstruktionsprozess darstellen kann. Stillstand ist jedoch nichts, was automatisch in unseren Arbeitssystemen passiert. Eine Pflanze oder Blume hingegen würden von selbst nie auf die die Idee kommen durchgängig zu blühen oder Frucht zu bringen. In der Natur gehören Stillstand, Innehalten und damit Regeneration zum Lebenszyklus hinzu. Können wir hier etwas für unsere Arbeitswelt dazulernen?

Wir waren außerdem neugierig herauszufinden, was denn nun eine valide Pause ist? Wie sehen Pausenempfehlungen aus? Wie definiert sich eine Pause? Wie „produktiv“ muss eine Pause sein? Muss eine echte Pause außerhalb des Systems stattfinden, also dass der Raum und Kontext gewechselt wird? Ziel einer Pause sind die Erholung und Regeneration, ein sich „frei machen“ von den Arbeitspflichten, um 1. wieder bei sich selbst sein zu können, 2. Kraft zu schöpfen, statt zu erschöpfen, und 3. danach wieder neue Impulse aufnehmen zu können. Es ist eine aktive Unterbrechung und es geht um den Wechsel zwischen Arbeit und Pause. Dabei können Pausen unterschiedlich gestaltet werden, auch abhängig davon, ob sie auf eine körperliche oder geistige Erschöpfung folgen. Es geht darum bewusst darauf zu hören, welche Bedürfnisse man gerade hat. Dazu hilft es manchmal einen Geschwindigkeitswechsel einzulegen und sich nicht hetzen zu lassen. So kann eine bewegte Pause, ein kurzer Spaziergang im Müßig-Gang manchmal genau das richtige sein. Neben unseren „Biobreak“ oder typischen „Mittags“-Pausen, gibt es aber auch noch unsere längeren Unterbrechungen von der Arbeit am Wochenende oder im Urlaub. In diesen können neben der Regeneration neue Inspirationen gesammelt werden. Förderlich ist eine Unternehmenskultur die unterstützt, dass in diesen Zeiten tatsächlich Abstand genommen und Sachen liegen gelassen werden können und man nicht verfügbar sein muss.

Das Individuum muss dabei lernen Stillstand zu akzeptieren (generell oder in einzelnen Themenbereichen) und auf die Kontrolle zu verzichten. Ja, Pausen sind alternativlos, denn unsere Körper nehmen sich die Regeneration oftmals erst wenn es schon zu spät ist. Doch wie viel Fürsorgepflicht sollte bei der Führungskraft und wie viel Freiheit zur selbstbestimmten Gestaltung bei dem einzelnen Mitarbeitenden liegen? Aus unserer Sicht bedarf es sowohl eines Umdenkens in den Führungsebenen und dass sie selbst „gute Vorbilder“ werden, als auch eines gesellschaftlichen Mindsetwandels, dass die Gesundheit und Resilienz der Beschäftigten nachhaltig und einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Und auf der anderen Seite liegt es an jedem einzelnen Beschäftigten wie sie das „Angebot“ annehmen.

Im Laufe der Tage sind erste Ideen entstanden Stillstand, Pause und Innehalten als (Brett-)Spiel für Führungskräfte erlebbar und damit zugänglich zu machen. Dafür müssen sie positive Spielelemente darstellen, die nicht wie bisher oft damit verknüpft sind, dass der Spielende aussetzen muss oder nichts passiert. Eine solche spielerische Auseinandersetzung würde es Führungskräften ermöglichen andere Gedankenmuster zuzulassen, da sie außerhalb des bekannten Systems entstehen.

Und die Langeweile und der Müßiggang? Für die war in diesen Tagen am Ende dann wohl doch zu wenig Zeit. Dabei sind sie doch ebenso wichtig und in unserer Unternehmenswelt kontrovers betrachtet: wir sprechen nicht nur von Burn- sondern auch Boreout. Andererseits helfen uns Zeiten der Langeweile und des Müßiggangs auch eine gesunde Balance zu finden, nicht nur von einem Höhepunkt zum nächsten zu springen und die Möglichkeit zu schaffen mit einem Thema abzuschließen. Beide fördern aber auch tatsächliche Entschleunigung und damit Freiraum für Neugierde.

Wir waren neugierig was sich hinter diesen Phänomenen verbirgt und was sie bedeuten. Und das gemeinsame Denken ist sicher nicht abgeschlossen. Kommt gerne auf uns (Werner Stork oder Johanna Möbius) zu, wenn Interesse besteht das Thema/Aspekte davon für Eure Unternehmen weiterzudenken! (Johanna Möbius)
 

Zentrumssprecher

Thomas Pleil

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thomas.pleil@h-da.de

Geschäftsführerin

Rita Vas-Deuschel

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